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Training mit Ori

Der zweifache Bronzemedaillengewinner stellte sein Kampfkonzept vor!!!

Einen solchen Gasttrainer hat man nicht alle Tage!

Ori Sasson gewann 2016 in Rio Bronze im Schwergewicht und 2021 in Tokyo mit dem israelischen Mixed Team noch einmal!
Letztes Jahr beendete er seine Wetkampfkarriere.

So einen absoluten Weltklasse-Athleten aus der Nähe zu erleben, ist etwas ganz Besonderes!
Ori präsentierte sich absolut entspannt, erzählte aus seinem Judo-Leben und präsentierte ganz nebenbei sein Wettkampfkonzept.

Was Wettkämpfer auf diesem Niveau ausmacht, ist ihr vollkommen durchdachtes Auftreten auf der Matte. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Der Griff muss geholt werden, egal wie der andere im Kampf agiert. Ori möchte den Arm stets auf der Innenseite haben.
Dazu gab es ein paar Strategien und kämpferische Übungsformen.

Sitzt der Griff kommt es auf die Bewegung und den richtigen Moment zum Ansatz an. Ori wies immer wieder darauf hin, wie wichtig der passende Abstand ist. Viele Judoka bringen sich um ihre Chancen, indem sie zu dicht am Partner stehen.

Die Bewegung dient dazu, Platz zu schaffen für den Ansatz. Der Partner muss "richtig" stehen für die Technik. Man muss ihn bewegen und über Finten in die richtige Position bringen.

Ori bevorzugt tiefen Seoi-Nage und einen ebenfalls tief ausgeführten Sode-Tsuri-Komi-Goshi. Letztere Technik brachte im Halbfinale von Rio Teddy Riner ins Straucheln. Nur mit Mühe konnte er einen Arm losreissen und den fast sicheren Einschlag verhindern.

Und eben dieser Teddy Riner war es auch der Oris Karriere bei den Olympischen Spielen in Tokyo sowohl im Einzel als auch im Team beendete. Mittlerweile ist Ori entspannt und Teddy aus seinen Träumen verbannt.

Ori zeigte Übungsformen zum Einspringen in die tiefe Technik (ohne eigenen Schritt!), aber auch zum Durchsetzen der Technik gegen sich steigernden Widerstand. In Israel wird Technik recht schnell gegen entsprechendes Abwehrverhalten trainiert und immer aus der Bewegung.

Gerade das Mitwandern am Boden, wenn sich der Partner in (oder gegen die Laufrichtung) bewegt, ist eine fantastische Übungsform!

Kombinationen zu Ko-Uchi-Maki-Komi ergaben sich aus dem heftigen Blocken des Partners.

Obwohl Ori sagt, er sei kein großer Bodenkämpfer, hatte er doch allerhand Übergänge vom Stand in den Boden parat, die hauptsächlich von Bewegung und angetäuschten Bewegungsmustern lebten.

Insgesamt zeigte er ein beeindruckendes Repertoire. Für einen Schwergewichtler dieser Größe bewegte er sich sehr locker und leichtfüßig. Die Bewegung und die Geschwindigkeit machten ihn so gefährlich für andere Schwergewichtler, die oft deutlich mehr Masse mitbrachten.

Enorm spannend erzählte er über seinen Weg aus dem Halbschwer- ins Schwergewicht. über seine schwere Handgelenksverletzung, die zwanzig Kilogramm Gewichtszunahme und die lange Pause, aus der wie verwandelt und in jeder Hinsicht gestärkt zurückkehrte.

Das war im besten Sinne des Wortes inspirierend!!!


Jeder konnte aus diesem Training etwas mitnehmen! Ganz allgemein war diese eine Blaupause für eine individuelle Kampfkonzeption, wie sie jeder guter Judoka braucht.
Auch in der Danprüfung wird das ja abgeprüft, nur habt Ihr dort keine neunzig Minuten Zeit.

Die Liebe zum Detail wurde sehr deutlich!
Anders gesagt: jeder konnte sich hinterfragen, ob er eine Judotechnik kennt oder doch kann!
Die Unterschiede sind da gewaltig.

Auch die jüngeren Judoka konnten sehen, wie viele Gedanken man sich um seine Wurftechnik machen kann (machen sollte). Genaues Arbeiten ist auf der Matte gefragt!

Das alles und noch viel mehr konnte man aus dem Training lernen, aber auch, dass man niemals aufgeben darf und an sich glauben sollte!

Noch schöner ist es, wenn jemand an einen glaubt - im besten Fall der eigene Trainer!


Natürlich gab es einige Wiedersehen auf der Matte!

2006 war Ori zum Austausch in Berlin. Jonas, Leroy, Matze und Alina waren damals dabei.

Die Freude war groß.

2016, nur ein paar Wochen vor der Olympischen Spielen in Rio, übernahm Ori in Jerusalem eine Trainingseinheit, so dass ihn auch Nike, Matteo, Mika, Fridel und Jakob schon auf der Matte erlebt hatten.

Viele schöne Geschichten über unsere "Reisen nach Jerusalem" schwebten im Raum.

In seiner israelischen Heimat ist Ori ein Super-Star. Bei uns fühlte er sich sehr wohl auf der Matte, genoss die entspannte Atmosphäre und den Wissensdurst aller Judoka.
Nach dem Training wurde ein Gruppenbild aufgenommen, aber auch für zahllose Einzelfotos stand er geduldig bereit. Auch Autogramme schrieb er gern.

Ori hat versprochen, wieder nach Berlin zu kommen. Wir freuen uns darauf!

Toda raba, Ori!!!